Reisebericht von einer Projektreise in der Region Cusco-Peru 2024
Kinderhilfe Cusco-Peru aktuell
Projektreise nach Peru im Jahr 2024
In der zweiten Aprilhälfte 2024 besuchten der Vorsitzende der Kinderhilfe Cusco-Peru und das Vorstandsmitglied Dr. Thomas König nach zwei Jahren erneut die Projekte der Kinderhilfe Cusco-Peru vor Ort.
Begleitet wurden sie von Pater René Farfan, dem regionalen Projektkoordinator des Vereins.
In oft stundenlangen Fahrten über die nicht immer sicheren Andenserpentinen konnten alle Projekte besucht und Kontakte mit den örtlichen Partnern, den betroffenen Gemeinden, den Elternvertretern und den Schulleitungen gepflegt werden.
In allen Orten wurden die Besucher auf das Herzlichste begrüßt und in den Schulen mit lokalen typischen Tänzen willkommen geheißen. Dem traditionellen Inka-Gericht „Meerschweinchen“ (Cuy) konnten sich die deutschen Besucher nicht entziehen.
Die gewonnenen Einsichten und Erkenntnisse bei den Besuchen vor Ort mit den Verantwortlichen der sozialen Projekte können kurz so zusammengefasst werden:
Die strukturelle Armut in dieser Region, die mangelnde gesundheitliche Versorgung und die sozio-ökonomische Situation dieser Menschen sind weiterhin äußerst prekär. Eine tiefgreifende Verbesserung dieser Situation ist auch in Zukunft nicht zu erwarten. Die geringen Einkünfte aus der Landwirtschaft (oft sehr kleine Parzellen) und Viehhaltung (Schafe) reichen oft für eine einigermaßen ausgewogene Lebenshaltung nicht aus. Die schulische Situation hat sich für die Schüler der Primaria sehr verbessert und sie werden u. a. mit einem staatlichen Lebensmittelprogramm versorgt. Für die Schüler der Oberschule (Secundaria) ist sie aber weiterhin mangelhaft. Lange Schulwege und unzureichende Versorgung kennzeichnen die Situation der Schüler dieses Schulzweiges.
Die Situation der einzelnen Projekte
Neuprojekt Mittagtisch in Amaparaes
Dieses kleine Andendorf hat 1.200 Einwohner. Es befindet sich in einem dynamischen Aufbau (als eine der wenigen Ausnahmen) und lebt überwiegend von der Agrarwirtschaft (Kartoffeln, Mais, Bohnen) und auch von der Alpacazucht.
Die Bewohner praktizieren teilweise noch den Naturalientausch. In der Secundaria befinden sich ca. 300 Schüler. Aufgrund der weiten Schulwege (oft 3 Stunden hin und auch zurück) mieten sich viele Schüler während der Woche ein Bett in den Privathäusern für ca. 30 Soles (ca. 8 Euro) im Monat.
Der örtliche Projektkoordinator, Pater Apolinario Vargas, ist erst seit zwei Monaten im Amt. Die Kirchengemeinde war verwaist und steht damit insgesamt vor einem Neuanfang in der Gemeindearbeit. Dieser Neuanfang wird von einer breiten Mehrheit des Dorfes unterstützt. Auch der Bürgermeister hat seine Zusammenarbeit angeboten. Eine vertragliche Vereinbarung über die Finanzierung des Mittagstisches wird von Pater René vorgenommen.
Notwendig wird eine ergänzende Ausstattung der Küche. Auch die Anschaffung von Bänken, Stühlen, Tischen und Besteck ist erforderlich.
An dem Mittagstisch werden ca. 100 Schüler teilnehmen. Der Mittagstisch wird im Mai seine Dienste aufnehmen.
Mittagstisch in Corma
In diesem kleinen nur ca. 300 Einwohner zählenden Dorf besuchen seit dem letzten Jahr nur noch 45 Schüler die Secundaria. Auch hier mieten sich die Schüler aufgrund ihrer weiten Schulwege während der Schulwochen ein Bett im Dorf. Neun Lehrer unterrichten die Schüler. Die Küche für den Mittagstisch ist gut organisiert. Die Eltern wechseln sich als Köchinnen tageweise ab.
Mittagstisch in Huascar
Dieses kleine Andendorf hat ca. 900 Einwohner. Die Secundaria wird von 70 Schülern besucht. Das Versprechen der Regierung, einen Schulneubau zu errichten, wurde eingehalten. Errichtet wurde eine neue Schule aus Aluminium-Fertigklassen.
Die Küche für den Mittagstisch befindet sich noch im Aufbau und soll ab Mai funktionieren. Die Köchin wird von der Gemeinde bezahlt. Auch hier haben die Schüler weite Schulwege. Interessanterweise vermieten die Bürger aber nach gegenseitiger Absprache keine Betten oder Zimmer an die Schüler.
Mittagstisch in Pittumarca
Die Secundaria wird auch hier von 45 Schülern besucht. Zehn Lehrkräfte unterrichten die Schüler. Alle Schüler kommen aus dem Dorf. Die Schule befindet sich in einem sehr guten Zustand. Die sehr gut funktionierende Küche wird von einer Köchin geleitet, die von der Gemeinde bezahlt wird. Die Eltern unterstützen den Mittagstisch mit Naturalien: Mais, Kartoffeln, Bohnen und Salat.
Diese drei Mittagstische gehören zur Gemeinde Acomayo. Der bisherige Pater Isaias wurde durch Pater Jorge abgelöst und ist damit neuer Projektpartner der Kinderhilfe Cusco-Peru.
Mittagstisch in Mosoq-Llacta
Dieser Mittagstisch hat sich schon in den vergangenen Jahren als sehr wertvoll für die Versorgung der Gemeinde erwiesen. So bedankte sich auch diesmal der Bürgermeister mit lobenden Worten für die Unterstützung durch die Kinderhilfe Cusco-Peru. Die Gemeinde, obwohl sehr ärmlich, bezahlt die Köchin. An dem Mittagstisch nehmen ca. 100 Kinder teil.
Auch mittellose ältere Bürger, überwiegend Frauen, die keinerlei Unterstützung vom Staat erhalten, werden zu dem Mittagstisch eingeladen.
Da die Mensa sehr baufällig ist, wird die Kinderhilfe Cusco-Peru versuchen, durch Drittmittelfinanzierung einen Neubau zu errichten. Unterstützung dabei ist von der Gemeinde zugesagt. Kooperationspartner ist Pater Daniel.
Mittagstisch in Colquepata
An diesem gut organisierten Mittagstisch nehmen ca. 50 Kinder und auch die Lehrkräfte der Secundaria teil. Pater Alvaro ist der örtliche Kooperationspartner, der mit großem Engagement diesen Mittagstisch leitet. Die Köchin wird von der Gemeinde bezahlt.
Mittagstisch in Pillcopata
Pillcopata ist die äußerste Gemeinde der Erzdiözese Cusco. Die Stadt liegt am tropischen Rand des Manu-Nationalparks. Dieser im Aufbau befindliche Mittagstisch ist insbesondere für die Jugendlichen der indigenen Gruppe/Dorfgemeinschaft der Huacaria gedacht, der „comunidad nativa Rosa Huacaria“. Die Jugendlichen dieses nativen Stammes (sie wohnen in einem weitentfernten Dorf) besuchen die Secundaria in Pillcopata und wohnen während der Schulwochen bei Verwandten in Pillcopata, da die Fahrtkosten sehr hoch sind und die Fahrten auch viel Zeit kosten.
Diese indigene Gemeinde lebt traditionell von der Jagd und von der Fischzucht. Neben den Schülern dürfen auch ältere mittellose Bürger, auch hier überwiegend Frauen, an dem Mittagstisch teilnehmen. Eine Vertreterin der Gemeinde Pillcopata bat um die Einbeziehung dieser mittellosen Bürger. Ratsvertreter und Eltern bedankten sich sehr herzlich für die anlaufende Unterstützung durch die Kinderhilfe Cusco-Peru. Neben der Gemeinde sollen auch die Eltern einen kleinen Beitrag für die Finanzierung des Mittagstisches leisten – sofern möglich.
Die Planungen für diesen Mittagstisch gehen von ca. 50 Personen aus.
Überlegt wurde auch die Möglichkeit, das geräumige renovierungsbedürftige Pfarrhaus als Jugendherberge für die indigenen Schüler auszubauen. Diese Realisierung ist eine Herausforderung für die Zukunft.
Mittagstisch in Ccoyabamba
Der herzliche Empfang mit Blumen und Tanzvorführungen durch die Schüler der Secundaria war besonders beeindruckend. An diesem Mittagstisch nehmen ca. 75 Schüler teil. Getragen wird dieses Projekt von einem sehr engagierten Schulleiter. Eine besondere Freude war es, in der von der deutschen Stiftung „Ein Herz für Kinder“ mehrheitlich finanzierten Mensa, die weiterhin in einem sehr guten Zustand ist, das Mittagessen mit den Schülern einzunehmen.
Jugendhäuser in Ccapi und Ccoyabamba
Bedingt durch eine neue Schulzuordnung befinden sich im Jugendhaus Ccoyabamba gegenwärtig nur noch sechs Jugendliche, die in Ccoyabamba die Secundaria besuchen. Die Betreuung dieser Jugendlichen übernehmen abwechselnd die Eltern. Durch die geringe Anzahl von Jugendlichen wurde der Projektansatz zugunsten des „Stipendien-Programms“ um 1.000 $ gekürzt.
Inwieweit dieses Jugendhaus weiter bestehen und gefördert werden kann, wird sich im nächsten Jahr entscheiden.
Im Jugendhaus Ccapi, für das Pater René verantwortlich ist, befinden sich seit über 10 Jahren mehr als 20 Jugendliche, die in Ccapi die Secundaria besuchen.
Jugendliche aus diesem Haus sind die ersten Studenten, die von dem Programm „Stipendien“ profitieren.
Programm Stipendien
Auf Anregung von Pater René wurde das Programm „Stipendien“ vor einigen Jahren in den Haushalt der Kinderhilfe Cusco-Peru eingerichtet. Es war eine besondere Freude in diesem Jahr zu sehen, dass sechs Jugendliche aus dem Jugendhaus Ccapi bereits erfolgreiche Studien an einer Universität oder einem staatlichen Institut ableisten. Dieser Ansatz soll, sofern Mittel dafür zur Verfügung stehen, weiter ausgebaut werden. Diese „Stipendien“ sind für die Einschreibgebühren und für die Deckung der Kosten zum Lebensunterhalt vorgesehen.
Mittagstisch Primaria Cusco
Mit dem verantwortlichen Pater Manuel und der neuen Schulleiterin Karina Milagros Anaya wurde ein ausführliches Gespräch über die Weiterführung der finanziellen Unterstützung des Mittagstisches an dieser kath. Grundschule geführt.
Eine Analyse der finanziellen und wirtschaftlichen Situation der Grundschule (ausreichende Unterstützung von Staat, Gemeinde und Eltern) hatten zu der Überlegung geführt, diese Grundschule nicht mehr zu fördern, da sie im Verhältnis zu den anderen Projekten sehr gut ausgestattet ist. Eine endgültige Entscheidung ist dem Vorstand der Kinderhilfe Cusco-Peru vorbehalten.
Gespräch mit der Sekretärin des Bischofsbüros
Die vor zwei Jahren mit dem Erzbischof von Cusco vereinbarte Finanzverwaltung und Kontrolle der Projektgelder der Kinderhilfe Cusco-Peru war Mittelpunkt des Gespräches mit der zuständigen Sekretärin im bischöflichen Sekretariat. Sie legte überzeugend dar, dass die Verwendungsnachweise durch die örtlichen Partner korrekt eingereicht wurden, die Belege geprüft und das Ergebnis dem Erzbischof schriftlich zur Kenntnis gebracht wurde. Beanstandungen habe es nicht gegeben. Der vom Erzbischof abgezeichnete Verwendungsnachweis wurde als Kopie der Kinderhilfe Cusco-Peru übermittelt.
Gespräch mit Pater Paul in Pomacanchi
Über Pater René erreichte uns eine Anfrage von Pater Paul, Pfarrer der Gemeinde „San Augustin de Pomacanchi“ vom 12. Januar 2024 über eine Kooperation mit dem Mittagstisch seiner Gemeinde.
Pater Paul berichtete von der Einrichtung eines Mittagstisches während der Pandemiezeit durch eine nordamerikanische NGO, die nach drei Monaten aber völlig übereilt und ohne weitere Ankündigung oder Erklärung und unter Mitnahme der Küchengeräte das Projekt verlassen habe.
Er habe dann auf eigene Initiative und so gut wie möglich mit lokalen Spenden den Mittagstisch weitergeführt. Täglich würden an dem Mittagstisch ca. 70 Kinder, Jugendliche und auch mittellose Erwachsene teilnehmen. Das Essen würde zum Verzehr mit nach Hause genommen, da leider kein Lokal dafür zur Verfügung stände.
Gekocht wird im Freien auf einem mit Holz befeuerten Kochherd.
Der Kostenvoranschlag pro Monat beliefe sich nach seinen Berechnungen auf monatlich ca. 500 US-$.
Eine Zusage über eine mögliche Finanzierung wurde nicht gemacht. Ohne Frage handelt es sich um eine wertvolle soziale Initiative, die auch von großer Bedeutung für die Gemeinde ist.
Allerdings können die begrenzten finanziellen Mittel der Kinderhilfe Cusco-Peru eine weitere Ausdehnung ihrer Verpflichtungen nicht verkraften. Ein finanzielles Engagement in Pomacanchi kommt daher nicht in Betracht. Pater Paul wird in Kürze über diese Entscheidung per e-mail unterrichtet.
Empfang durch Bürgermeister William Peña Farfan
Der Bürgermeisten des Stadtteils Wanchaq (ca. 150.00 Einwohner) von Cusco, William Peña Farfán, lud die deutschen Gäste zu einem offiziellen Empfang in sein Rathaus ein. Er bedankte sich bei den beiden Vertretern der Kinderhilfe Cusco-Peru für die jahrelange unermüdliche Sozialarbeit zugunsten der ärmsten Kinder durch die Finanzierung von Mittagstischen in der Region Cusco. Dieser Dank wurde auch mit einer Urkunde dokumentiert.
Abschlussgespräch mit Pater René
Neben einer allgemeinen Auswertung der Reise mit ihren zahlreichen Projektbesuchen und Gesprächen stand die Diskussion um den Haushalt 2025 im Mittelpunkt. Hier wurden die Eckdaten für das kommende Jahr fixiert, die noch vom Vorstand der Kinderhilfe Cusco-Peru zu beschließen sind. Darüber hinaus wurde ein Info-Blatt über die Verwendung der Projektgelder vor Ort erarbeitet, das als Orientierungshilfe für die örtlichen Partner gedacht ist.